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 Deutsche in Osterreich noch 

{142 Deutschlands falsche Bundnispolitik} 

tun, wenn doch das Deutschtum des Reiches selber der Habsburgerregierung Anerkennung und 
Vertrauen aussprach? Sollte er Widerstand leisten, um dann in der ganzen deutschen Offentlichkeit als 
Verrater am eigenen Volkstum gebrandmarkt zu werden? Er, der seit Jahrhunderten die unerhortesten 
Opfer gerade fur sein Volkstum gebracht hatte?Was aber besa. dieses Bundnis fur einen Wert, wenn 


erst das Deutschtum der Habsburgermonarchie ausgerottet worden ware? War nicht der Wert des 
Dreibundes fur Deutschland geradezu abhangig von der Erhaltung der deutschen Vormachtstellung in 
Osterreich? Oder glaubte man wirklich, auch mit einem slawischen Habsburgerreich noch in einem 
Bundnis leben zu konnen?Die Einstellung der offiziellen deutschen Diplomatie sowie auch die der 
ganzen offentlichen Meinung zum innerosterreichischen Nationalitatenproblem war schon nicht mehr 
dumm, sondern einfach irrsinnig! Man baute auf ein Bundnis, stellte die Zukunft und Sicherheit eines 
Siebzig-Millionen-Volkes darauf ein — und sah zu, wie die einzige Grundlage fur diesen Bund beim 
Partner von Jahr zu Jahr planma.ig und unbeirrt sicher zerstort wurde. Eines Tages mu.te dann ein 
"Vertrag" mit der Wiener Diplomatie ubrigbleiben, die Bundeshilfe eines Reiches aber verloren sein. 

erst das Deutschtum der Habsburgermonarchie ausgerottet worden ware? War nicht der Wert des 
Dreibundes fur Deutschland geradezu abhangig von der Erhaltung der deutschen Vormachtstellung in 
Osterreich? Oder glaubte man wirklich, auch mit einem slawischen Habsburgerreich noch in einem 
Bundnis leben zu konnen?Die Einstellung der offiziellen deutschen Diplomatie sowie auch die der 
ganzen offentlichen Meinung zum innerosterreichischen Nationalitatenproblem war schon nicht mehr 
dumm, sondern einfach irrsinnig! Man baute auf ein Bundnis, stellte die Zukunft und Sicherheit eines 
Siebzig-Millionen-Volkes darauf ein — und sah zu, wie die einzige Grundlage fur diesen Bund beim 
Partner von Jahr zu Jahr planma.ig und unbeirrt sicher zerstort wurde. Eines Tages mu.te dann ein 
"Vertrag" mit der Wiener Diplomatie ubrigbleiben, die Bundeshilfe eines Reiches aber verloren sein. 

Hatte man in Deutschland nur etwas klarer Geschichte studiert und Volkerpsychologie getrieben, dann 
hatte man wohl keine Stunde glauben konnen, da. jemals Quirinal und Wiener Hofburg in einer 
gemeinsamen Kampffront stehen wurden. Italien ware ja eher zu einem Vulkan geworden, ehe eine 
Regierung es hatte wagen durfen, dem so fanatisch verha.ten Habsburgerstaat aber auch nur einen 
einzigen Italiener auf das Schlachtfeld zu stellen, au.er als Feind. Ich habe die leidenschaftliche 
Verachtung sowie den bodenlosen Ha., mit dem der Italiener dem osterreichischen Staate "zugetan" 
war, ofter als einmal in Wien aufbrennen sehen. Was das Haus Habsburg an der 

{143 Deutschlands falsche Bundnispolitik} 

italienischen Freiheit und Unabhangigkeit im Laufe der Jahrhunderte gesundigt hatte, war zu gro., als 
da. man dies hatte vergessen konnen, auch wenn der Wille dazu vorhanden gewesen ware. Er war aber 
gar nicht vorhanden; weder im Volke noch bei der italienischen Regierung. Fur Italien gab es deshalb 
auch nur zwei Moglichkeiten im Zusammenleben mit Osterreich: entweder Bundnis oder Krieg. 

Indem man das erstere wahlte, vermochte man sich in Ruhe zum zweiten vorzubereiten. 

Besonders seitdem das Verhaltnis Osterreichs zu Ru.land immer mehr einer kriegerischen 
Auseinandersetzung entgegentrieb, war die deutsche Bundnispolitik ebenso sinnlos wie gefahrlich. 

Es war dies ein klassischer Fall. an dem sich das Fehlen jeder gro.en und richtigen Linie des Denkens 
aufzeigen lie.. 

Warum schlo. man denn uberhaupt ein Bundnis? Doch nur, um so die Zukunft des Reiches besser 
wahren zu konnen, als es, auf sich allein gestellt, in der Lage gewesen ware. Diese Zukunft des Reiches 
aber war doch nichts anderes als die Frage der Erhaltung der Existenzmoglichkeit des deutschen Volkes. 

Mithin aber konnte die Frage dann nur lauten: Wie mu. das Leben der deutschen Nation in einer 
greifbaren Zukunft sich gestalten, und wie kann man dieser Entwicklung dann die notigen Grundlagen 
und die erforderliche Sicherheit gewahrleisten im Rahmen der allgemeinen europaischen 
Machtverhaltnisse?Bei klarer Betrachtung der Voraussetzungen fur die au.enpolitische Betatigung der 
deutschen Staatskunst mu.te man zu folgender Uberzeugung gelangen:Deutschland hat eine jahrliche 
Bevolkerungszu
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as Geringste je wirklich 
erreichen zu konnen. 

Auch wenn an der einzelnen Konfession noch soviel wirklich auszustellen ware, so darf die politische 
Partei doch nicht einen Augenblick die Tatsache aus dem Auge ver


{129 Konzentration auf einen Gegner} 

lieren, da. es nach aller bisherigen Erfahrung der Geschichte noch niemals einer rein politischen Partei 
in ahnlichen Lagen gelungen war, zu einer religiosen Reformation zu kommen. Man studiert aber nicht 
Geschichte, um dann, wenn sie zur praktischen Anwendung kommen sollte, sich ihrer Lehren nicht zu 
erinnern oder zu glauben, da. nun die Dinge eben anders lagen, mithin ihre urewigen Wahrheiten nicht 
mehr anzuwenden waren, sondern man lernt aus ihr gerade die Nutzanwendung fur die Gegenwart. Wer 
dies nicht fertigbringt, der bilde sich nicht ein, politischer Fuhrer zu sein; er ist in Wahrheit ein seichter, 
wenn auch meist sehr eingebildeter Tropf, und aller gute Wille entschuldigt nicht seine praktische 
Unfahigkeit.Uberhaupt besteht die Kunst aller wahrhaft gro.en Volksfuhrer zu allen Zeiten in erster 
Linie mit darin, die Aufmerksamkeit eines Volkes nicht zu zersplittern, sondern immer auf einen 
einzigen Gegner zu konzentrieren. Je einheitlicher dieser Einsatz des Kampfwillens eines Volkes 
stattfindet, um so gro.er wird die magnetische Anziehungskraft einer Bewegung sein, und um so 
gewaltiger die Wucht des Sto.es. Es gehort zur Genialitat eines gro.en Fuhrers, selbst 
auseinanderliegende Gegner immer als nur zu einer Kategorie gehorend erscheinen zu lassen, weil die 
Erkenntnis verschiedener Feinde bei schwachlichen und unsicheren Charakteren nur zu leicht zum 
Anfang des Zweifels am eigenen Rechte fuhrt. 

Sowie die schwankende Masse sich im Kampfe gegen zu viele Feinde sieht, wird sich sofort die 
Objektivitat einstellen und die Frage aufwerfen, ob wirklich alle anderen unrecht haben und nur das 
eigene Volk oder die eigene Bewegung allein sich im Rechte befinde. 

Damit aber kommt auch schon die erste Lahmung der eigenen Kraft. Daher mu. eine Vielzahl von 
innerlich verschiedenen Gegnern immer zusammengefa.t werden, so da. in der Einsicht der Masse der 
eigenen Anhanger der Kampf nur gegen einen Feind allein gefuhrt wird. Dies starkt den Glauben an das 
eigene Recht und steigert die Erbitterung gegen den Angreifer auf dasselbe. 

{130 Der Weg der Christlich-Sozialen} 


Da. die alldeutsche Bewegung von einst dies nicht begriff, kostete sie den Erfolg. 

Da. die alldeutsche Bewegung von einst dies nicht begriff, kostete sie den Erfolg. 

Umgekehrt schien das Verhaltnis bei der gro.en Konkurrentin, der christlich-sozialen Partei, zu liegen. 

Der Weg, den sie einschlug, war klug und richtig gewahlt, allein es fehlte die klare Erkenntnis uber das 
Ziel. 

In fast allen Belangen, in denen die alldeutsche Bewegung fehlte, war die Einstellung der christlichsozialen 
Partei richtig und planvoll. 

Sie besa. das notige Verstandnis fur die Bedeutung der Masse und sicherte sich wenigstens einen Teil 
derselben durch offensichtliche Betonung ihres Sozialen Charakters vom ersten Tage an. Indem sie sich 
in wesentlicher Weise auf die Gewinnung des kleinen und unteren Mittel- und Handwerkerstandes 
einstellte, erhielt sie eine ebenso treue wie ausdauernde und opferwillige Gefolgschaft. Sie vermied 
jeden Kampf gegen eine religiose Einrichtung und sicherte sich dadurch die Unterstutzung einer so 
machtigen Organisation, wie sie die Kirche nun einmal darstellt. Sie besa. demzufolge auch nur einen 
einzigen wahrhaft gro.en Hauptgegner. Sie erkannte den Wert einer gro.zugigen Propaganda und war 
Virtuosin im Einwirken auf die seelischen Instinkte der breiten Masse ihrer Anhanger. 

Da. auch sie dennoch nicht das ertraumte Ziel einer Rettung Osterreichs zu erreichen vermochte, lag in 
zwei Mangeln ihres Weges sowie in der Unklarheit uber das Ziel selber. 

Der Antisemitismus der neuen Bewegung war statt auf rassischer Erkenntnis auf religioser Vorstellung 
aufgebaut. 

{131 Judenbe
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